Inside Stadtrat – Tierpolitik aus Bern

Kein Geld für Biodiversität

Episode Summary

Die Stadt Bern hat ein ambitioniertes Biodiversitätskonzept – aber kein Geld, es umzusetzen. Unser Votum über die Verantwortung der Stadt, Tiere und Lebensräume zu schützen, bevor es zu spät ist.

Episode Notes

Die Stadt Bern will bis 2035 zwanzig Prozent ihres Gemeindegebiets biodiversitätswirksam gestalten – doch die nötigen Mittel fehlen. Tobias Sennhauser von Tier im Fokus zeigt in seinem Votum im Stadtrat, warum Biodiversität kein Luxus ist, sondern eine ökologische Pflicht. Er erzählt von bedrohten Arten wie Feuersalamander, Kreuzkröte und Feldlerche und von der Verantwortung, die wir als Stadt und Gesellschaft tragen. Bern hat ein Konzept, Bern hat die Verantwortung – jetzt braucht Bern auch die Mittel.

Episode Transcription

Liebe Leute

Stellen wir uns vor: Die Stadt Bern hat ein neues, vorbildliches Biodiversitätskonzept für die nächsten 10 Jahre – aber kein Geld, es umzusetzen. Es klingt wie ein schlechter Scherz, aber leider ist es genau das, was uns heute droht.

Der Gemeinderat hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2035 sollen mindestens 20 Prozent des Gemeindegebiets biodiversitätswirksam gestaltet werden. Dazu gehören naturnahe Wälder, vielfältige Landwirtschaftsflächen und vernetzte Lebensräume mitten in unseren Quartieren. Dieses Konzept wäre eigentlich verbindlich – aber ohne die nötigen Mittel bleibt es ein Papiertiger.

Die Biodiversität – und ich muss ehrlich sagen, dass mir das so nicht bewusst war – geht auch in unserer Stadt dramatisch zurück. Zahlreiche Arten im Raum Bern sind bedroht: der Feuersalamander, die Kreuzkröte, die Feldlerche, das Mauswiesel. Wenn wir ihre Lebensräume nicht aktiv schützen und vernetzen, werden diese Arten verschwinden. Und mit ihnen verlieren wir ein Stück unserer Stadt – an Lebensqualität, an Schönheit, an ökologischer Stabilität.

Die geforderten Mittel für das Biodiversitätskonzept sind überschaubar: 264'000 Franken. Damit können endlich zentrale Projekte starten:

Ohne diese Mittel riskieren wir, bestehende Populationen zu schädigen. Mit den Mitteln hingegen können wir mit relativ wenig Aufwand viel bewirken – für Mensch, Tier und Natur in Bern.

Mit biblischem Auftrag versuchte der Mensch, die Natur zu dominieren. Spätestens mit der Industrialisierung schien gegen den Homo sapiens kein Kraut gewachsen. Doch das ist ein Irrtum: Wir stehen nicht über der Natur, wir sind ein Teil von ihr. Mehr noch: Wir sind von der Natur abhängig. Biodiversität ist deshalb kein Luxus, sondern unsere ökologische Pflicht. Sie verdient unsere allerhöchste Priorität.

Bern hat ein Konzept, Bern hat die Verantwortung – jetzt braucht Bern auch die Mittel. Wir nehmen deshalb sowohl den Budgetantrag als auch die Planungserklärung zum Biodiversitätskonzept an.

Merci.